RAN (Race Around Niederösterreich) von und mit Matthias Kuhn
19.05.2024Vor 5 Monaten, kurz vor Weihnachten, kam Peter mit der Idee zu zweit als Team beim RAN (Race Around Niederösterreich) mitzufahren zu mir. Ich habe mit der Antwort ein wenig gezögert, aber in meinem Inneren war mir sofort klar, dass ich dabei sein werde. Zum Glück wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, was mich tatsächlich erwarten würde…
Für mich war es eine große Ehre, mit jemandem mit so viel Erfahrung im Ultracycling wie Peter gemeinsam am Start zu stehen. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich es ohne die ganzen Tipps überhaupt bis ins Ziel geschafft hätte.
Angefangen vom Vorbereiten des Rennrades inklusive Auflieger, Gepäck, Licht und Akkus weiter über eine gute Vorbereitung der Strecke mit Möglichkeiten zum Auffüllen der Flaschen, all das bringt schon unzählige Herausforderungen vor dem eigentlichen Wettkampf mit sich.
Auch dem Radhaus Presslauer & Schneider für den kurzfristigen Umbau am Rad und den unzähligen guten Trainingstipps von Thomas Steurer bin ich sehr dankbar.
Um kurz vor 20 Uhr war unser Start in Weitra. Die Fahrt in die Nacht, ins Ungewisse hatte also begonnen. Meine größte Sorge bereitete mir neben der Distanz das Fahren in der Nacht und der fehlende Schlaf. Für mich als Mensch mit einem festen Rhythmus und keinerlei Erfahrung mit dem Radln in der Nacht war das eine große Unbekannte. Die Vorbereitungszeit war einfach zu kurz und das Wetter zu schlecht, um mich dafür ein bisschen vorzubereiten. Hier vertraute ich auf Peter und seine Erfahrung. Wir füllten unsere Flaschen in der Nacht immer auf öffentlichen WC’s auf. Diese kurzen Zwischenstopps entwickelten sich zu kleinen Highlights, da sie beheizt waren.
Im Großen und Ganzen sind wir sehr gut durch die Nacht gekommen, auch mit der Temperatur um die 2°C bin ich eigentlich ganz gut zurechtgekommen. Bis spät in die Nacht hinein feuerten uns immer wieder unzählige Menschen in den Ortschaften an und brachten Abwechslung in die sonst recht monotonen Nachtstunden.
Als um kurz nach 5 Uhr morgens langsam der Tag anbrach, wurden meine Augen von Tritt zu Tritt schwerer und schwerer. Ich konnte irgendwann nur noch mit Mühe und höchster Konzentration dem Hinterrad von Peter folgen und meine Augen offenhalten. Als ich schließlich in Wiener Neustadt der Verzweiflung nahe war und schon mit einer Aufgabe im Kopf gespielt habe ist plötzlich die Sonne mit aller Kraft aufgetaucht. Die unzähligen roten Ampeln haben mir noch zusätzlich die perfekte Möglichkeit geboten in vollen Zügen Sonne zu tanken. Meine Lebensgeister kamen mit geballter Kraft zurück und mein Körper schüttete Glückshormone aus, das war dann auch das Ende meiner Müdigkeit bis ins Ziel.
Die zweite Hälfte war der wesentlich schwierigere Teil. Hier stellte sich uns der Großteil der 6.000 Höhenmeter in den Weg. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass das einer der Punkte war, welchen ich komplett unterschätzt habe. Das Gewicht des Bikes inklusive Gepäcks mit ca. 13kg machten die steilen Rampen mit deutlich über 10% Steigung richtig gemein und fies.
In St. Aegyd nach ca. 440km gab es für unsupported Fahrer die einzige Möglichkeit auf eine kleine Kiste mit vorher hinterlegten Sachen zuzugreifen und nicht mehr benötigte Dinge dort abzulegen. Diese haben wir selbstverständlich genutzt und sind unter anderem die warmen Klamotten für die Nacht losgeworden.
Die letzten 200km wollten dann einfach nicht enden, ein Anstieg reihte sich an den nächsten. Am Ende haben wir Weitra in knapp über 23 Stunden (davon ca. 1h Stehzeit) als 4. Team erreicht. Wir sind stolz auf unsere Leistung und um unzählige unbezahlbare Erlebnisse reicher.
Das Motto der Veranstaltung „DER SCHMERZ VERGEHT, DER STOLZ BLEIBT!“ beschreibt es sehr treffend.
Danke Peter für die großartige Begleitung vor und während dem Rennen. Die Faszination Ultracycling hat mich auf jeden Fall ordentlich in ihren Bann gezogen und ich kann nur jedem empfehlen diese Erfahrung auf die ein oder andere Weise auch zu machen.